DAS ARCHITEKTONISCHE HIGHLIGHT DER STADT JESENÍK, DIE VILLA REGENHART, IST STOLZ AUF EINE EINHUNDERTZWANZIGJÄHRIGE GESCHICHTE. LERNEN SIE DIE GESCHICHTE DER FAMILIE REGENHART UND DIE VILLA KENNEN, DIE IHREN NAMEN TRÄGT.
Die Stadt Jeseník (mit dem alten deutschen Namen Freiwaldau) wurde im 19. Jahrhundert nicht allein wegen der Heilprozeduren des Vincenz Prießnitz, die in den hiesigen Kurorten praktiziert wurden, sondern auch dank ihrer Textilproduktion bekannt, die wiederum eng mit dem Unternehmen Regenhart & Raymann verbunden war.
LEINENHÄNDLER REGENHART
Der Name Regenhart ist eng mit der Textilproduktion vor Ort verbunden. Deren Anfänge gehen zurück auf das Jahr 1774, als Johann Jacob Regenhart in Perchtoldsdorf bei Wien mit Gewürzen und Leinentuch zu handeln begann und er eine Zusammenarbeit mit Leinenwebern in Freiwaldau aufnahm. Im Jahr 1799 entschloss sich der Freiwaldauer Pfefferkuchenbäcker Josef Raymann mit Leinenstoffen zu handeln. Danach machte Adolf Raymann in Wien Bekanntschaft mit den Gebrüdern Jacob und Alois Regenhart, und sie entschieden sich für eine Kooperation.
Raymann gründete die Firma Raymann & Co. in Freiwaldau und spezialisierte sich auf die Produktion von Leinentüchern und Tischdecken. Die Gebrüder Regenhart wiederum gründeten die Firma Gebrüder Regenhart & Co., die Freiwaldauer Textilien in Wien vertrieb. Die Ware wurde damals mit Pferdegespannen befördert – eine Fahrt von Freiwaldau nach Wien nahm im Sommer 8 bis 10 Tage in Anspruch, im Winter in Abhängigkeit vom Wetter entsprechend mehr.
KAISERHOF UND INTERNATIONALES RENOMMEE
Ab 1845 durfte die Gesellschaft das Prädikat „K.u.K. privilegiert“ verwenden, sie hatte also die Berechtigung, Leinenstoffe an den kaiserlichen Hof zu veräußern. Im selben Jahr weilte Erzherzog Franz Karl Joseph von Österreich, der Vater des künftigen Kaisers Franz Joseph I., bei der Familie Raymann. Den Kaiser in Person begrüßten die Raymanns in Freiwaldau im Jahr 1860, als im hiesigen Kurort Maximilian II. König von Bayern weilte. 1871 übernahm die Leitung der Wiener Gesellschaft Regenhart & Co. Ernst Regenhart. Die Firma erarbeitete sich auch auf ausländischen Märkten einen Namen, wie eine erfolgreiche Teilnahme an der Weltausstellung in Philadelphia 1876 zeigt. Dreizehn Jahre später ging die Führung des Unternehmens ganz in die Hände der Familie Regenhart über. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Freiwaldauer Gesellschaft zum größten Hersteller von Leinenstoffen in Schlesien.
Für ihre 2 500 Arbeitnehmer sorgte die Firma – sie richtete eine Krankenkasse und eine Rentenversicherung für diese ein, aus der Leistungen bei Krankheit, Alter oder Gebrechen gezahlt wurden. Das Unternehmen lieferte seine Waren an den kaiserlichen Hof und an Adelsgeschlechter der Monarchie. Es handelte sich um Tischerzeugnisse aus feinstem Damast, immer mit dem Wappen der jeweiligen Adelsfamilie dekoriert. Eine dieser seltenen Damastdecken erhielten die aktuellen Inhaber der Villa Regenhart von den Nachkommen der Familie Regenhart aus Anlass der feierlichen Eröffnung der neuen Villa Regenhart. Bei Ihrem Besuch können Sie diese in den öffentlichen Räumen des Hotels bestaunen.
EIN ARCHITEKTONISCHER SCHATZ IM HERZEN DER STADT JESENÍK
Im Jahr 1898 setzte die Historie der Villa Regenhart ein. Ernst Regenhart und seine Gattin Louise beauftragten den hiesigen Baumeister Alexandr Nitsche, ihnen am Hang unter dem Gipfel der Goldkoppe (Zlatý Chlum) eine prunkvolle Residenz nach einem Entwurf der Wiener Architekten Karl und Julius Mayreder zu errichten. Das Haus wurde 1899 fertig gestellt, ein Jahr darauf wurde – ebenfalls im Neobarock - auch ein Gartenhaus errichtet.
Im Erdgeschoss des als Bergvilla bezeichneten Haupthauses befanden sich Salons und Diensträume, im Obergeschoss dann Schlafzimmer, Gästezimmer und Bäder. In der asymmetrischen Vorderfront des Gebäudes kombinierten die Architekten Elemente des mitteleuropäischen Barock und des Rokoko. Die monumentale Innentreppe, die Kassettendecken, Türen und weitere Details aus Holz wurden durch die nordische Neorenaissance inspiriert und mit floralen Jugendstilelementen kombiniert.